Handysucht bei Kindern: Was können Eltern tun?
Eine der wohl größten Herausforderungen für Eltern ist heute der richtige Umgang mit der Kombination „Handy & Kind“. Die Kleinen kommen tagtäglich mit dem Smartphone in Kontakt, sind ab einem gewissen (sehr frühen) Alter oftmals technisch fitter als ihre Großeltern und äußern meist bereits in der Grundschule den Wunsch nach einem eigenen Gerät. Irgendwann müssen Eltern diesen gewähren – wodurch eine neue Gefahr das Parkett betritt: Die Handysucht.
Wie können Eltern erkennen, ob ihr Sprössling bereits handysüchtig ist? Welche Warnzeichen gibt es? Welche Maßnahmen können sie setzen, um ihrem Kind bei der Überwindung einer etwaigen Abhängigkeit zu helfen? Wir haben uns umfassend mit der Thematik befasst und liefern in diesem Artikel Antworten und Informationen.
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Datum: 2. Oktober 2024
Autor: Matthias Wiesmeier
So erkennst du eine Handysucht bei deinem Kind
Entgegen der landläufigen Annahme ist es nicht unbedingt die Dauer der Handynutzung, die Auskunft darüber gibt, ob ein Kind oder ein Jugendlicher bereits süchtig ist. Ja, natürlich steigt die Gefahr einer Abhängigkeit, je öfter man das Gerät zur Hand nimmt. Als alleiniges oder gar entscheidendes Merkmal dient die Nutzungsdauer allerdings nicht.
Das Kind verpasst oft Dinge oder Aussagen, ist ständig vom Handy abgelenkt und bekommt nicht mit, was in seinem unmittelbaren Umfeld passiert.
Die Stimmung des Kindes unterliegt starken Schwankungen, dazu kommen Konzentrationsprobleme.
Die Kommunikation deines Kindes läuft fast nur noch auf digitalen Kanälen ab. Es unterhält sich so gut wie gar nicht mehr mit Menschen in seiner Umgebung (Freunde, Geschwister, Mitschüler etc.)
Es ist enorm schwer, dein Kind für andere Aktivitäten zu motivieren. Das Handy bleibt stets der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Auf Abnahme des Handys oder Einschränkungen der Nutzung reagiert dein Kind ungewöhnlich negativ/aggressiv.
Die schulischen Leistungen deines Kindes gehen rapide nach unten. Hausaufgaben werden nicht mehr erledigt, Prüfungen reihenweise versemmelt.
Hinweis:
All die hier angeführten Symptome sind KEIN EINDEUTIGER BEWEIS für das Vorliegen einer Handysucht! Die Ursachen können gänzlich anderer Natur sein – körperlicher oder seelischer, zum Beispiel. Vielleicht liegt das Problem auch im familiären Umfeld.
Treten mehrere dieser Anzeichen über einen längeren Zeitraum auf und zeigt sich immer wieder ein Zusammenhang mit der Handynutzung, dann ist die Chance allerdings sehr hoch, dass du es mit einer entsprechenden Abhängigkeit zu tun hast. Jetzt ist definitiv der Zeitpunkt für ein klärendes Gespräch gekommen.
(Noch) Keine offizielle Krankheit!
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die „Handysucht“ bisher nicht in ihren offiziellen Katalog der Krankheiten aufgenommen. Experten sind sich uneinig, ob das überhaupt jemals geschehen wird und ob der Terminus treffsicher genug ist.
Denn eigentlich sind Abhängige nicht nach dem Handy an sich süchtig, sondern nach den technischen Möglichkeiten, die es bietet. Korrekter wäre es also, in diesem Zusammenhang von Internetsucht zu sprechen (übrigens eine von der WHO anerkannte Krankheit).
Die Bezeichnung „Handysucht“ wird in der Literatur und im Alltag dennoch oft verwendet, um auf ein spezifisches Problem hinzuweisen – und weil es sich ganz einfach mittlerweile eingebürgert hat.

Ist mein Kind handysüchtig? Der Test
Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt: Unser Artikel ersetzt keine professionelle Diagnose! Alles, was wir tun können, ist, dir wertvolle Tipps geben und dich mit Informationen zum Thema zu versorgen. Was wir auch machen: Dir einen kleinen Test zur Verfügung stellen, mit dem du zumindest die Wahrscheinlichkeit für das Bestehen einer Handysucht bei deinem Kind eingrenzen kannst.
Für jede Frage, die du mit „Ja“ beantworten kannst, gibt es einen Punkt. Zähle am Ende die Punkte zusammen und schaue nach, in welcher Kategorie du gelandet bist.
Der Handygebrauch deines Kindes ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unbedenklich.
Potenzielle Suchtgefahr! Beobachte das Verhalten deines Kindes in den nächsten Tagen/Wochen genauer und achte dabei auf Veränderungen. Versuche gleichzeitig, die Smartphonenutzung einzuschränken. (Wie das geht, verraten wir im nächsten Kapitel.)
Dein Kind zeigt deutliche Anzeichen einer Handysucht! Wir empfehlen eine gezielte Reduzierung der Smartphonenutzung und die Inanspruchnahme von Hilfe! Unsere Anleitung könnte hierbei bereits erste Schritte einleiten!
Auch hier gilt: Der Test stellt keine spezifische Diagnose dar! Er ist nicht normiert oder von Psychotherapeuten lizenziert. Wir möchten dir lediglich ein Tool bieten, das dir bei der Orientierung helfen soll.
Auf Basis deines Ergebnisses kannst du dir weitere Schritte überlegen. Weitere Tipp: Hör auf dein Bauchgefühl! Du als Elternteil kennst dein Kind so gut wie niemand anderer auf dieser Welt!
Wenn du vermutest, dass etwas nicht stimmt, dann ist das in den allermeisten Fällen auch tatsächlich so.
Handsyucht beim Kind verhindern
Haben Eltern bei ihren Kindern eine Handysucht festgestellt oder vermuten sie zumindest eine entsprechende Tendenz, ist guter Rat teuer.
In einer derartigen Situation ist es besonders wichtig, dem Kind Grenzen zu setzen. Auch wenn es noch so viel nach Freiheit und Selbstbestimmtheit verlangt, gerade in jungen Jahren braucht es noch Regeln und eine Struktur, an der es sich orientieren und festhalten kann.
Wir haben folgende Tipps für dich zusammengetragen. Sie sollen dir dabei helfen, die problematische Handynutzung deines Nachwuchses in den Griff zu bekommen.
Zeige Interesse!
Dein Kind muss wissen, dass du dich für seinen Alltag, seine Probleme – und seine Apps interessierst! Sprich mit ihm über digitale Medien, lass dir Dinge erklären, die du nicht verstehst. So baust du in diesem Bereich eine Vertrauensbasis auf. Dein Kind merkt, dass du es ernst nimmst und dich wirklich für es interessierst. Macht es im Netz dann einmal eine schlechte Erfahrung, kommt es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu dir und fragt nach Rat. Auf Basis dieses Vertrauensfundaments wird es auch deine Grenzziehungen und von dir festgelegten Timelimits einfacher akzeptieren. Außerdem lernst du die Apps kennen, die dein Kind aktuell nutzt. Du weißt, wie sie funktionieren und wo die Gefahren liegen. Das macht eine Einschätzung der Pros und Contras für dich viel einfacher.
Lege Zeiten fest!
Wie eingangs bereits erwähnt, sind klare Regeln und Zeiten enorm wichtig. Vereinbare gemeinsam mit deinem Kind feste Nutzungszeiten. Unser Tipp: Lege ein Zeitkontingent für die gesamte Woche fest. So hat dein Nachwuchs die Möglichkeit, sich dieses Kontingent selbst einzuteilen und zu bestimmen, wann er wie viel davon nutzen möchte. Das ist deutlich praktikabler als klassische Minuten/Tag. Um das Ganze greifbarer zu machen, kannst du kleine Gutscheine oder Tickets für die entsprechende Nutzungsdauer anfertigen, die dir deine Kinder geben können, wenn sie ihr Handy nutzen möchten. Haben sie keine Coupons mehr, ist das Guthaben aufgebraucht. So lernen sie einen eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Smartphonezeit.
Setz einen Vertrag auf!
Setze einen Vertrag auf! Zusätzlich zu den festgelegten Nutzungszeiten empfiehlt es sich, weitere Rahmenbedingungen für den Smartphonegebrauch festzulegen. Am besten in einem „Medienvertrag“. Dieser könnte folgende Punkte beinhalten: Wann darf das Smartphone benutzt werden und wann nicht? Zum Beispiel beim Essen, bei den Hausaufgaben oder abends im Bett. Wirkt sich der Vertrag nur auf die Handynutzung aus oder fallen auch andere Medien und Geräte wie etwa Fernsehen, Podcasts oder Hörbücher darunter? Auch stellt sich die Frage, was Eltern auf dem Handy kontrollieren dürfen und was dabei absolut tabu ist
Baue eine Handygarage!
Damit dein Kind während der festgelegten handyfreien Zeit nicht in Versuchung kommt, ist es wichtig, das Gerät außer Reichweite zu bringen. Am besten parkt ihr es in einer Handygarage. Wie die genau aussieht, könnt ihr selbst bestimmen. Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Seid kreativ!
Legt in diesem Zusammenhang auch einen zentralen Ort fest, an dem eure Handys über Nacht wieder geladen werden können. Der darf sich aber auf keinen Fall im Schlaf- bzw. im Kinderzimmer befinden. Die Küche ist zum Beispiel eine gute Option, gleiches gilt für den Flur.
Schaffe Alternativen!
Oft ist es tatsächlich gar nicht das Handy, nach dem sich die Kinder sehen. In vielen Fällen treibt sie auch nur die Langeweile dazu, das Smartphone in die Hand zu nehmen. Biete deinen Sprösslingen Alternativen – verbringe Zeit mit ihnen! Am besten eignen sich sportliche Aktivitäten oder ein Spaziergang. Oder ihr macht es euch auf der Couch gemütlich und lest gemeinsam ein Buch. Brettspiele sind sowieso der Klassiker. Schaffe Alternativen zum Handy!
Nutze technische Hilfsmittel!
Die gesetzten Limits zu überwachen, ist gar nicht so einfach. Handelsübliche Smartphones bieten heute aber bereits eine lange Liste an technischen Hilfsmitteln, die genau diese Überwachung bzw. die notwendigen Einschränkungen ermöglichen. Limitiere den Funktionsumfang von Apps ein, aktiviere die Kindersicherung fürs Surfen etc. Das ist besonders für junge Kinder empfehlenswert. Je älter der Nachwuchs wird, desto mehr solltest du ihm vertrauen – im Grunde bleibt dir auch nichts anderes übrig.
Sei ein Vorbild!
Kinder lernen durch Beobachtung der Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld. Verschwindest du immer wieder mit dem Smartphone am WC oder greifst sofort nach dem Aufwachen zum Handy, werden deine Kinder diese Verhaltensweisen übernehmen. Sei also ein Vorbild und nutzen das Gerät von ihren Augen so wenig wie möglich. (Positiver Nebeneffekt: Deine eigene Screentime wird automatisch auch weniger!)
Fazit und Hilfe
Während wir Erwachsenen uns neue Technologien immer erst aneignen und den Umgang mit ihnen lernen müssen, wachsen unsere Kinder damit auf. Die Nutzung ist für sie praktisch „natürlich“. Das heißt allerdings nicht, dass keine Gefahr von ihr ausgehen würde. Im Gegenteil.
Zu viel Screentime ist schädlich für Kinder, entwickelt sich ihr Gehirn im Laufe des Heranwachsens doch erst. Sie sind viel anfälliger für die Herausbildung von Abhängigkeiten oder schlechten Angewohnheiten.
Deshalb ist es wichtig, die Handynutzung von Kindern stets genau im Auge zu behalten, einen offenen Umgang zu pflegen, das Thema (soziale) Medien immer wieder zu behandeln und einzulenken, wenn sich Anzeichen für eine Handysucht zeigen.
Unser Buch „Handysucht überwinden“ bietet wertvolle Hilfestellungen für Eltern, die ihre Kinder dabei unterstützen möchten, einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu finden. Es liefert praktische Tipps, motivierende Erklärungen und einfache Selbsthilfe-Strategien, die helfen können, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen.
- Einfache 60 Seiten
- Dient als Anleitung
- Sofort Motivation
- Ideales Geschenk
- Softcover: 19,00 EUR
- E-Book: 9,99 EUR
Quellen:
- Buch: Handysucht überwinden – ISBN 9783384133885 – Matthias Wiesmeier

Matthias Wiesmeier ist selbständiger Webdesigner und Autor seit 2006. Seine Themen umfassen Sport, Psychologie und Gesundheit. Autor vom Selbsthilfe Buch "Handysucht überwinden".